Städtisches Bestattungswesen Meißen

Krematorium Meißen · Bestattung Meißen · Bestattungsinstitut Meißen

Drei Lotterien in Meißen mit Losmedaillen aus Feinsteinzeug

oder Emil Paul Börner (1888-1970) – ein besonderer Medailleur der Pfeifferzeit

Er war ein Multitalent des „Weißen Goldes“, ein Meister der Formgestaltung, Medailleur, Grafiker und Kunstmaler. Im sächsischen Meißen geboren, prägte der Name Börner die sogenannte „Pfeifferzeit“ (1918-1933) in der Porzellanmanufaktur bedeutend mit. Wohl unzählige Entwürfe für Medaillen und Münzen aus Biskuitporzellan sowie braunen Böttger-Steinzeig bezeugen noch heute sein schaffensreiches Leben. Dabei schuf er auch numismatische Spezialitäten.

Wenn man an einer Lotterie teilnehmen möchte, um dabei dann auch möglichst den Hauptgewinn davonzutragen, kauft man sich in der Regel ein vom Veranstalter herausgegebenes Los. Meistens kommt dieses dann in der Form eines Stück Papiers daher, auf welchem in einer großen Zahlenreihe die Gewinnnummer aufgedruckt wurde. Kommt es dann zur Auslosung werden die Gewinnnummern in einer Liste oder in der Tagespresse veröffentlicht. Beim Abgleich der Zahlen wird nun entweder gejubelt oder die im Volksmund genannte „Niete“ zerknüllt und weggeworfen. Dass es aber auch ganz anders sein kann und die Nieten am Ende doch noch gern vom jeweiligen Besitzer aufgehoben wurden, zeigen die bis heute noch gern gesammelten Losmedaillen aus Böttger-Steinzeug von Paul Börner. Vom Künstler speziell entworfen, wurden sie in der Manufaktur Meißen geprägt. Doch noch viel mehr. Der Sammler kann sogar die Gewinnerlose von den eigentlichen Nieten unterscheiden und das sollte man auch aus numismatischer Sicht unbedingt tun. Doch darüber wird später noch ausführlich die Rede sein.

Die Nikolaikirche in Meißen

Die kleine Kirche am Neumarkt wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 12. Jh. gebaut und dem hl. Nikolaus geweiht. Seit 1892 gehört sie zur Frauenkirchgemeinde. Nach dem Ersten Weltkrieg kam man auf die Idee, die stark baufällig gewordene Kirche als Kriegergedächtnisstätte umzubauen. Der damalige Generaldirektor der Porzellanmanufaktur Meißen, Max Adolf Pfeiffer, gehörte dem gebildeten Ausschuss der Stadt an und ebnete mit den Weg zur Umgestaltung. Viel Meißner Porzellan sollte bei der Ausgestaltung eingesetzt werden um der entstehenden Gedenkstätte einen würdigen Charakter zu verleihen. Es sollte Paul Börners umfangreichstes Projekt werden. Pläne und Kostenvoranschläge der Manufaktur wurden 1921 genehmigt, die dafür erforderlichen Gelder sollten über eine Lotterie zugunsten der Nikolaikirche aufgebracht werden. Paul Börner machte sich an die Arbeit und schuf die erste Serie von einzeln nummerierten Losen in Medaillenform.

Die 1. Porzellanlotterie in Meißen

Obwohl mit dem Verkauf der Lose bereits am 19. Dezember 1921 begonnen wurde, tragen die insgesamt 60.000 ausgegebenen Losmedaillen das Jahr 1922. Börner gestaltete die Vorderseite der Medaille (Scheuch 801) mit einem stehenden Rechteck und Kreuz. Darunter ist die jeweilige Losnummer von Hand eingraviert. Links und rechts eine brennende Fackel, sowie die Inschrift „MEISSEN“ und „KRIEGER-GEDÄCHTNIS-KIRCHE“. Dazu die gekreuzten Kurschwerter, das Markenzeichen der Manufaktur Meißen.

Auf der Rückseite kniet eine Frau über Gräber und streut Blumen. Links und rechts stehen zwei Grabkreuze, dazu oben die Jahresangabe „19*22“. Die Medaillen haben auf beiden Seiten einen Perlkreis am Randstab, der Rand ist glatt. Durchmesser: 42 mm. Abweichende Jahreszahl und Stücke ohne Losnummern sind Proben.

Jedes Los kostete 20 Mark. Die Verlosung der Gewinne erfolgte am 30. März 1922 in Dresden und die Gewinnnummern wurden am 31. März 1922 in der Presse veröffentlicht. Zu gewinnen gab es, wie der Name es schon erwähnt, vorwiegend Produkte aus der berühmten Porzellanmanufaktur Meißen.

Leider ging die Rechnung nicht auf und der durch die Lotterie erzielte Gewinn deckte gerade einmal die baulichen Instandsetzungskosten der Kirche sowie das Honorar für die Entwürfe zur Umgestaltung. Eine weitere Lotterie wurde gestartet.

Die 2. Porzellanlotterie in Meißen

Auch diese Lotterielose waren Medaillen aus braunen Böttger-Steinzeug, allerdings änderte Börner das Motiv der Seite mit der Losnummer ab. Die Rückseite blieb Motivgleich und nur die Jahreszahl änderte sich. Wiederum wurden insgesamt 60.000 Losmedaillen ausgegeben, die das Jahr 1923 tragen. Die Lose kosteten nun 30 Mark.

Auf der Vorderseite der Medaille (Scheuch 818) befindet sich eine Bandschleife, darin steht die von Hand eingravierte Losnummer. Darüber befindet sich auf einer gebogenen Linie ein Kreuz, dazu die Inschrift „KRIEGERGEDÄCHTNIS-STÄTTE“ und „MEISSEN“. Dazu die gekreuzten Kurschwerter, das Markenzeichen der Manufaktur Meißen. Auf der Rückseite das alte Motiv mit geänderten Jahreszahl „19*23“. Die Medaillen haben auf beiden Seiten einen Perlkreis am Randstab, der Rand ist glatt. Durchmesser: 42 mm. Abweichende Jahreszahl und Stücke ohne Losnummern sind Proben.

Auch hier wurden die erhofften Gewinne nicht erzielt. Am 15. Juni 1923 kam die 2. Porzellanlotterie zwar zur Auslosung, doch die bereits galoppierende Inflation vernichtete den Wert der auf diese Weise erzielten Einnahmen völlig. Eine dritte Lotterie mit Sofortgewinnen, nun ohne Losmedaillen, welche man damals als eine ständige Lotterie im Jahre 1926 begann, verhalf endlich zu den notwendigen Mitteln.

Die Kriegergedächtnisstätte in der Nikolaikirche wurde im Rahmen der Tausendjahrfeier der Stadt Meißen am 29. Mai 1929 eingeweiht und ist bis heute für den Besucher eine stark berührende Erinnerungsstätte geblieben.

Porzellanlose für eine Bücherei

Der am 16. April 1923 gegründete „Bücherei-Verein-Meißen“ verfolgte den Zweck, für eine Unterbringung einer öffentlichen Bücherei der Stadt Sorge zu tragen. Gerade während der Inflation, wo sich kaum noch jemand ein Buch kaufen konnte, galt es die bestehenden Bibliotheken zur Erfüllung ihres Bildungsauftrages zu unterstützen und auszustatten. Wiederum gab es die Idee, die dazu notwendigen finanziellen Mittel, durch eine Porzellanlotterie zu beschaffen. Auch hier waren der damalige Generaldirektor der Porzellanmanufaktur Max Adolf Pfeiffer und der Medailleur Emil Paul Börner bereit, diese Idee zu unterstützen. Erneut machte sich Börner an die Arbeit, um eine würdige Losmedaille zu gestalten. Gerade in dieser Zeit ist es äußerst erstaunlich, dass der Künstler dazu umgehend eine passende Idee hatte. Wer sich mit Münzen und Medaillen aus Porzellan näher befasst, wird wissen, dass Börner in dieser Zeit äußerst viele Entwürfe für Notgeld und Medaillen lieferte, die auch umgesetzt wurden.

Die 3. Porzellanlotterie in Meißen

Der von Börner vorgelegte Entwurf zur Losmedaille (Scheuch 821) fand Zustimmung bei allen Beteiligten, war er doch wieder einmal geprägt von zurückhaltend künstlerischer Eleganz. Die Vorderseite zeigt das Stadtwappen von Meißen auf einer geraden Bodenlinie. Ein symbolisch aufgeschlagenes Buch ist mit der von Hand eingravierten Losnummer versehen, darunter zwei fadenlinige Verzierungen und die gekreuzten Kurschwerter. Die Umschrift lautet: „STÄDTISCHE VOLKSBÜCHEREI MEISSEN“. Auf der Rückseite fliegt ein Adler und trägt dabei eine Putte, welche zwei Eichenblätter in den Händen hält. Dazu sind acht fünfstrahlige Sterne kreisförmig am Randstab angeordnet. Alle Medaillen wurden ohne Jahreszahl geprägt. Die Medaillen haben auf beiden Seiten einen Perlkreis am Randstab, der Rand ist glatt. Durchmesser: 42 mm. Abweichende Jahreszahl und Stücke ohne Losnummern sind Proben.

Insgesamt kamen wieder 60.000 Medaillen mit Losnummer im Dezember 1923 und März 1924 zur Ausgabe. Wiederum waren es Erzeugnisse der damaligen Staatl. Porzellan-Manufaktur, die als Preise vorgesehen waren. Die Lotterie hatte großen Erfolg. Es konnte die komplette Inneneinrichtung der Bibliothek, sowie noch der Erwerb einiger wertvoller Bücher finanziert werden. Auch der Neubau des Büchereigebäudes am Kleinmarkt 5 (1926-1929) wurde aus dem Erlös der Lotterie unterstützt. Als einen besonderen Erfolg sah man ebenfalls an, dass die Bücherei auch während der Weltwirtschaftskrise ihren Betrieb aufrechterhalten konnte und es zu keiner Schließung kam. Das Gebäude ist noch heute erlebbar und wird derzeit vom Stadtarchiv genutzt.

Gewinnlos oder Niete?

Jeder der sich damals an solch einer Lotterie beteiligte, bekam mit dem Los auch gleich ein numismatisches Kleinod in die Hände, denn schon damals waren Münzen und Medaillen aus der Manufaktur Meißen ein beliebtes Sammelgebiet. Auch die Besucher der Stadt nahmen gern solch ein Stück mit. So verschwand nicht selten das damals herausgegebene Notgeld, Straßenbahngeld, Medaillen und Plaketten in den Taschen der Touristen. Begehrt beim Sammler waren natürlich auch die ausgegebenen Losmedaillen. Noch heute scheint es genügend Stücke zu geben, da sie oft angeboten werden.

In der heutigen Zeit scheint sich allerdings eine kleine Unwissenheit einzuschleichen, auf die hier hingewiesen werden soll. Bei allen aufgeführten Losmedaillen muss man zwischen Niete und Gewinnlos unterscheiden und das ist ganz einfach. Sämtliche Gewinnlose wurden bei der Einlösung des Preises durch eine Kerbe kenntlich gemacht und entwertet. Das geschah per Hand, indem man durch die Losnummer eine waagerechte Kerbe einschliff (siehe Foto). Anschließend wurde das entwertete Los wieder an den Besitzer als Souvenir ausgehändigt. Solche Medaillen sind daher nicht als minderwertig zu betrachten oder gar, wie es der Autor schon oft im Fachhandel erlebt hat, als „Beschädigt“ zu deklarieren. Im Gegenteil!

Wie bei jeder Lotterie gab es auch hier mehr Nieten als Gewinne. Somit muss zwangsläufig die Anzahl der eingelösten Gewinnlose wohl eher geringer sein. Fakt ist aber, dass gerade Gewinnlose heute am Markt meist weniger kosten (weil vermeintlich beschädigt) als die Nieten.

Ein besonderer Hinweis

Wer das Spezielle sucht, der kann sich über die verschiedenen Archive (einige Bestände sind sogar digitalisiert und online verfügbar) zum Gewinnlos, die damalige Gewinnliste besorgen. Dann kann man genau erfahren, was für ein Preis auf das Los fiel. Mein Onkel besaß solch einen „Vorgang“ komplett. Er hatte die originale Zeitung mit Gewinnerliste, die Gewinnmedaille und auch die kleine Mokkatasse mit den Blauen Schwertern, welche seinem Vater einst als Gewinn überreicht wurde. In diesem Fall wohl eine numismatische Perfektion der besonderen Art.

Nur am Rande soll erwähnt werden, dass es noch zwei weitere Lotterien mit Losmedaillen gab. Im Jahre 1922 wurde in der sächsischen Stadt Penig die sogenannte „Rathauslotterie“ veranstaltet. Auch hier wurden die Motive der Medaillen (Scheuch 843) von Paul Börner geschaffen. Weitere Lotterien bei denen Lose in der Form von Medaillen ausgegeben und die in der Manufaktur Meißen hergestellt wurden sind nicht bekannt. Im Jahre 1924 gab es eine Porzellanlotterie zu Gunsten der Thüringer Volksbücherei. Deren Losmedaillen aus weißen Porzellan, stammen aber nicht aus der Manufaktur Meißen.

Text: numiscontrol
Fotos: Foto 1 Krematorium Meißen/Archiv, alle anderen Fotos Angela Graff

Quellen und Literatur

Karl Scheuch: „Münzen aus Porzellan und Ton“, 4. erw. Aufl. 1978; Karl Scheuch: „Spenden-Medaillen aus Porzellan und Ton“, 1966; Günter Naumann: „Stadtlexikon Meißen“, 1. Auflage 2009; Caren Marusch-Krohn: „Meissener Porzellan 1918-1933, Die Pfeifferzeit“, 1993; Uwe Beyer: Meissener Manuskripte XVII, „Wandbilder-Bildwände“, 1. Auflage 2003; Peter Braun: Meissener Manuskripte XX, „Böttgersteinzeug®“, 1. Auflage 2007.


Vor einhundert Jahren gab es gleich drei Porzellan-Lotterien in Meißen Teil I

Die Lose waren dabei gleichzeitig gestaltete Medaillen aus Böttgersteinzeug (braun) oder Biskuitporzellan (weiß). Der Name „Porzellan-Lotterie“ leitet sich von der Tatsache ab, dass sämtliche Gewinne aus der Porzellanmanufaktur Meißen kamen. Da die Lose dabei teilweise in ganz Deutschland verkauft worden sind, waren die Lotterien auch zeitgleich eine wirksame Werbeaktion für das „Weiße Gold“ aus Meißen. Meist waren die Lose recht schnell ausverkauft, allerdings blieben die Erlöse wegen der beginnenden Inflation recht bescheiden. Trotzdem konnten am Ende die gestellten Ziele, wie die Umgestaltung der Nikolaikirche in eine Kriegergedächtnisstätte oder der Bau der Volksbücherei am Kleinmarkt, erreicht werden.

Die sächsische Stadt Penig bei Chemnitz folgte dem Beispiel und veranstaltete 1922 ebenfalls eine Porzellan-Lotterie, welche die bauliche Umgestaltung des Rathauses finanzieren sollte. Auch diese Lotterie war damals eine gut funktionierende Werbeaktion für Produkte aus der Porzellanmanufaktur Meißen.

Grundsätzliches

Die Lose wurden in Form einer Medaille aus Böttgersteinzeug mit und ohne farbliche Dekoration (z. B. Gold- und Silberrand) verkauft. Die Entwürfe stammen von Emil Paul Börner. Es gibt wenige Probestücke ohne Nummer braun und weiß aus der Gipsform. Lose mit eingeritzter Losnummer wurden mit dem Stahlstempel hergestellt. Noch vor dem Brand wurde dabei die jeweilige Losnummer von Hand in die noch weiche Steinzeugmasse eingeritzt. Gut erkennbar ist das bei Ziffern mit langen Abstrich, wie zum Beispiel einer 4, 7 oder 9. Oftmals wurden dabei die sich darunter befindlichen Kurschwerter gleich mit durchzogen und beschädigt. Befand sich eine „1“ in der Nummer, dann wurde über der Ziffer noch ein Punkt eingeritzt. Damit sollte offenbar einer eventuellen Manipulation vorgebeugt werden. Somit konnte man später die eigentliche „1“ nicht so einfach in eine „4“ umwandeln.

Zum Einlösen der Gewinne, musste die Medaille vorgelegt werden. Die Losnummer wurde einmalig mit einem waagerechten Schleifstrich durchzogen und somit entwertet. Der Besitzer bekam die Medaille auf Wunsch wieder als Souvenir zurück. Damit sind heute nicht nur Nietenlose mit intakter Losnummer auf dem Sammlermarkt anzutreffen, sondern auch noch einige Gewinnlose mit durchgeschliffener Nummer. Ganz selten jedoch findet man Proben aus der Gipsform ohne Nummer oder gar mit der Jahreszahl 1921. Solche Stücke sind eine Seltenheit.

Vielen ist offenbar eine durchgeschliffene Losnummer rätselhaft, entsprechende Internetangebote sprechen immer wieder dafür. Einige Verkäufer bezeichnen nicht selten die durchgeschliffene Losnummer als „minimale Beschädigung“ und reduzieren den Preis. Für informierte Sammler ist das natürlich eine günstige Gelegenheit, sich solch ein Gewinnlos zu sichern. Allerdings ist auch hierbei stets alles mit Vorsicht genau zu betrachten. Gewinnlose werden mittlerweile gern gefälscht. Die Losnummer wird dazu in der heimischen Werkstatt durchgeschliffen. Das Wissen oder die entsprechende Gewinnliste decken aber solche Verfälschungen schnell auf. Die Gewinnlisten wurden damals in der regionalen Presse veröffentlicht. Dort kann man genau nachlesen, ob das heute angebotene Los auch tatsächlich gewonnen hatte und welchen Preis es dafür gab.

Erstrebenswert wäre es, einen kompletten Vorgang zu besitzen. Also Los mit Nummer, Gewinnliste und noch den entsprechenden Preis dazu.

Unmöglich ist das keines Falls, denn es gibt Gewinnmedaillen, die sich der ehemalige Gewinner in Silber einfassen ließ und als Glücksbringer an der Kette um den Hals trug.

1. Porzellan-Lotterie in Meißen Kriegergedächtnis-Kirche 1922

Nach der Lotterie-Idee von Max Adolf Pfeiffer, dem damaligen Direktor der Porzellanmanufaktur Meißen, gründete sich zunächst der „Verein zur Errichtung einer Kriegergedächtnisstätte in der Nikolaikirche zu Meißen“. Man ließ den Verein am 2. Juli 1921 in das Vereinsregister eintragen.

Für die 1. Porzellan-Lotterie wurden 60 000 Lose in Form von Medaillen aus Feinsteinzeug hergestellt. Die Los-Medaillen wurden durch Manufakturisten fortlaufend von 1 – 60 000 nummeriert. Alle Lose tragen die Aufschrift „Meissen Krieger-Gedächtnis-Kirche“. Dazu links und rechts je eine brennende Fackel. Mittig die Losnummer.

Der Verkauf begann am 19. Dezember 1921. Das Los kostete 20 Mark. Sämtliche Lose waren schnell verkauft. Die Auslosung der Gewinne fand bereits am 30. März 1922 unter Aufsicht des Polizeipräsidiums Dresden sowie im Einverständnis der Kreishauptmannschaft Dresden, in Dresden statt. Das von Scheuch zur Nummer 800 angegebene Datum der Auslosung (31. März 1922) ist somit unrichtig. Die Liste mit den Losnummern der Gewinner wurde in der Sächsischen Staatszeitung, Nr. 82 vom 6. April 1922, auf Seite 7, im Amtlichen Teil veröffentlicht.

Die Vorderseite der Medaille zeigt ein stehendes Rechteck, links und rechts von einer lodernden Fackel umgeben. Im Rechteck ein Krückenkreuz, die Bezeichnung LOS No. Darunter die eingeritzte Losnummer und die gekreuzten Kurschwerter als Markenzeichen der Porzellanmanufaktur Meißen. Oben steht bogig MEISSEN und unten KRIEGER – GEDÄCHTNIS – KIRCHE. Perlrand. Ø Feinsteinzeug 42 mm.

Die Rückseite zeigt eine knieende blumenstreuende Frau über Gräbern. Links und rechts von ihr stehen je zwei Grabkreuze. Oben bogig die Jahreszahl 1922, dazwischen ein fünfstrahliger Stern. Perlrand.

Besonderheiten der 1. Porzellan-Lotterie In der Gewinnliste hatte man noch folgende Informationen vermerkt. Gesperrt waren demnach die als verloren gegangen gemeldeten Lose mit den Nummern 1389, 7709, 7719 und 40249. Bei der Auflage von 60 000 Losen, gewannen 6 060 Lose einen Preis. Es gab somit insgesamt 60 Hauptgewinne und 6 000 Kleingewinne. In der Gewinnliste hat man alle ermittelten Losnummern der Hauptgewinne 1-60 einzeln aufgeführt. Ab Gewinn-Nummer 61 begannen dann die Kleingewinne. Als erster Kleingewinn wurde die Losnummer 51839 ermittelt, sie endete also mit einer 9. Das bedeutete gleichzeitig, dass alle Losnummern, die mit einer 9 enden, ebenfalls einen Kleingewinn beanspruchen konnten. War solch ein Los schon bei den Hauptgewinnern, so bekam der Besitzer auch noch den Kleingewinn dazu. Doch wie war die Abholung der Gewinne geregelt? Die Preise konnten gegen Vorlage vom Gewinnlos, in den Niederlagen der Porzellanmanufaktur Meißen, in Meißen, Dresden und Leipzig abgefordert werden. Dort wurde beim Einlösen vom Gewinn die Losnummer einmalig waagerecht durchgeschliffen und wieder an den Besitzer zurückgegeben. Ein Versand der Preise war ebenfalls möglich. Gewinne die auch acht Wochen nach Ziehung nicht abgefordert wurden, verfielen zugunsten der Lotterie.

Der Erlös, welchen man durch den Verkauf der Lose erzielte, war zwar beachtlich, doch reichte das Geld gerade einmal für die Sanierung der Kirche sowie für die Honorare für E. P. Börner, als Entwerfer und Gestalter der Kriegergedächtnisstätte aus. Bald entschloss man sich für eine zweite Lotterie.

(Wenn Sie, lieber Leser, noch solch einen kompletten Gewinnvorgang inklusive Preis besitzen, dann können Sie mich gern unter euromuenzen@numiscontrol.info informieren. Ich würde mich sehr darüber freuen.)

Reiner Graff / numiscontrol
Fotos: Angela Graff

Vor einhundert Jahren gab es gleich drei Porzellan-Lotterien in Meißen Teil II

2. Porzellan-Lotterie in Meißen Kriegergedächtnis-Kirche 1923

Die Ausgestaltung der Kriegergedächtnis-Kirche in Meißen sollte mithilfe einer 2. Porzellan-Lotterie finanziert werden. Ab dem 11. Mai 1923 kamen erneut 60 000 Lose in Form von Feinsteinzeugmedaillen in den Verkauf. Wieder wurden durch Manufakturisten alle Lose fortlaufend von 1 – 60 000 nummeriert. Das Los kostete nun bereits 30 Mark. Auch diese Lotterie kam gut an und auch hier waren die Lose recht schnell ausverkauft. Zu gewinnen gab es erneut Produkte aus der Porzellanmanufaktur Meißen.

Die Auslosung der Gewinne fand dann schon am 15. Juni 1923, unter Aufsicht des Polizeipräsidiums Dresden, in Dresden statt. Die Liste mit den Losnummern der Gewinner wurde in der Sächsischen Staatszeitung, Nr. 141 vom 20. Juni 1923, auf der Seite 4, im Amtlichen Teil veröffentlicht. Zur Beachtung: Auf Proben aus der Gipsform steht oben bogig noch KRIEGERGEDÄCHTNIS – KIRCHE sowie auf der Rückseite die Jahreszahl 1922.

Die Vorderseite der Medaille zeigt ein Krückenkreuz auf einer nach oben gebogenen Bodenlinie. Darunter steht bogig LOS No. Es folgt darunter eine Bandschleife und darin die eingeritzte Losnummer. Ganz unten die gekreuzten Kurschwerter als Markenzeichen der Porzellanmanufaktur Meißen. Am Rand steht bogig KRIEGERGEDÄCHTNIS – STÄTTE unten MEISSEN. Perlrand. Ø Feinsteinzeug 42 mm. Die Rückseite zeigt eine knieende blumenstreuende Frau über Gräbern. Links und rechts von ihr stehen je zwei Grabkreuze. Oben bogig die Jahreszahl 1923, dazwischen ein fünfstrahliger Stern. Perlrand. Verwendet wurde die gleiche Rückseitengestaltung wie 1922.

Besonderheiten der 2. Porzellan-Lotterie

Die veröffentlichte Gewinnliste gibt uns nähere Einblicke zur Auslosung in Dresden. Von insgesamt 60 000 verkauften Losen, gewannen 6 062 Lose einen Preis. Es gab demnach 62 Hauptgewinne sowie 6 000 Kleingewinne aus Meißner Porzellan. Ab Gewinn-Nummer 63 begannen dann die Kleingewinne. Als erster Kleingewinn wurde die Losnummer 22510 ermittelt, sie endete also mit einer 0. Das bedeutete gleichzeitig, dass alle Losnummern, die mit einer 0 enden, ebenfalls einen Kleingewinn beanspruchen konnten. War solch ein Los schon bei den Hauptgewinnern, so bekam der Besitzer auch noch den Kleingewinn dazu. Die Gewinne waren gegen Vorlage der Los-Medaille vom Hauptlager in Meißen abzuholen. Ein Versand der Preise war ebenfalls möglich. Auf Wunsch erfolgte die Rückgabe der Los-Medaille nach Entwertung derselben. Entwertet wurde mit einem einmaligen waagerechten Schleifstrich durch die gesamte Losnummer. Gewinne die auch acht Wochen nach Ziehung nicht abgefordert wurden, verfielen zugunsten der Lotterie.

Die Einnahmen der 2. Lotterie wurden leider durch die Hochinflation in Deutschland komplett vernichtet. Kein einziger Pfennig konnte davon in die Sanierung und Ausgestaltung der Nikolaikirche gesteckt werden.

Die Idee zu weiteren Porzellan-Lotterien zugunsten der Kriegergedächtnisstätte konnte jedoch erst 1926 verwirklicht werden. Losmedaillen aus Feinsteinzeug gab es jedoch nicht mehr, denn die neuen Lose waren aus Papier. Die Papierlose kosteten 2 Reichsmark und wurden ab April 1926 verkauft. Dabei bestand die Papierlos-Lotterie aus einer Serie mit zehn Teilen mit je 5 000 Losen die schrittweise bis 1929 verkauft wurden. Endlich blieb nun der Gewinn aus den Lotterieeinnahmen erhalten und so konnte im Frühjahr 1928 mit dem Einbau der von Prof. Emil Paul Börner geschaffenen Porzellaneinrichtung begonnen werden. Am 26. Mai 1929 um 11 Uhr wurde im Rahmen der Tausendjahrfeier der Stadt Meißen die Kriegergedächtnisstätte eingeweiht. Später hat man die Lotterie noch um drei Zusatzserien bis 1935 erweitert.

Die Gewinne waren jetzt auch nicht mehr vorbestimmt und festgelegt. Sie bestanden nun aus einem Nennwert, der in der Porzellanmanufaktur Meißen in Form von Meißner Porzellan frei ausgewählt werden konnten.

Die dritte Porzellan-Lotterie in Meißen wurde 1923 zugunsten der Städtischen Volksbücherei veranstaltet. Im dritten und letzten Teil gibt es darüber mehr zu erfahren.

(Wenn Sie lieber Leser noch solch einen kompletten Gewinnvorgang inklusive Preis besitzen, dann können Sie mich gern unter euromuenzen@numiscontrol.info informieren. Ich würde mich sehr darüber freuen.)

Reiner Graff / numiscontrol
Fotos: Angela Graff

Vor einhundert Jahren gab es gleich drei Porzellan-Lotterien in Meißen Teil III

3. Porzellan-Lotterie in Meißen Kriegergedächtnis-Kirche 1923 (Kopie)

Am 16. April 1923 hatte sich der Bücher-Verein-Meißen gegründet. Der gewählte Vorsitzende war kein anderer als der damalige Direktor der Porzellanmanufaktur Meißen, Max Adolf Pfeiffer. Stellvertreter war der Oberbürgermeister der Stadt Meißen Dr. Max Ay. Es wurde der Zweck verfolgt, für die städtische öffentliche Bücherei, ein entsprechendes Gebäude im Zentrum der Stadt zu schaffen und mit zum Teil kostbaren Büchern auszustatten. Um die dafür notwendigen finanziellen Mittel zu besorgen, solle erneut eine Porzellan-Lotterie veranstaltet werden. Wiederum sollten die Lose dazu künstlerisch gestaltete Medaillen aus Feinsteinzeug sein und damit ein breites Interesse wecken. Bereits im Dezember 1923 begann dazu der Losverkauf in ganz Deutschland. Ein weiterer Verkauf von Losen erfolgte im März 1924. Insgesamt verkaufte man 100 000 Feinsteinzeug Medaillen mit eingeritzter Losnummer. Das Los kostete 3 Goldmark. Die Ziehung der Gewinner fand am 15. September 1924 in Dresden, unter Aufsicht von Beamten des Polizeipräsidiums und im Einverständnis der Kreishauptmannschaft Dresden statt. Die eigentliche Auslosung übernahm dabei der „Invalidendank für Sachsen“. Die Liste mit den Losnummern der Gewinner wurde in der Sächsischen Staatszeitung, Nr. 219 vom 19. September 1924, auf der Seite 4, im Amtlichen Teil veröffentlicht.

Die Vorderseite der Medaille zeigt das Meißner Stadtwappen auf einer geraden Bodenlinie. Darunter steht LOS No. Es folgt ein aufgeschlagenes Buch für die Aufnahme der Losnummer, dazu zwei fadenlinige Verzierungen. Darunter befinden sich die gekreuzten Kurschwerter als Markenzeichen der Porzellanmanufaktur Meißen. Am Rand steht oben bogig • STÄDTISCHE VOLKSBÜCHEREI • und unten bogig MEISSEN. Perlrand. Ø Feinsteinzeug 42 mm.

Auf der Rückseite reitet mit zwei Eichenblättern in den Händen eine Putte auf einem Adler. Am Rand acht fünfstrahlige Sterne. Perlrand.

Besonderheiten der 3. Porzellan-Lotterie

Glücklicherweise gibt die Gewinnliste einen näheren Blick auf die Preise selbst. Zudem war jeder Hauptpreis auch noch in Goldmark bewertet. Damit bekommt man heute eine recht interessante Vergleichsmöglichkeit. Die Auslosung fand erneut in Dresden statt. Insgesamt hatte man 100 000 Los-Medaillen verkauft. Daraus wurden 10 060 Preise, also 60 Hauptgewinne und 10 000 Kleingewinne ausgelost. Ab Gewinn-Nummer 61 begannen demnach die Kleingewinne. Als erster Kleingewinn wurde die Losnummer 56590 ermittelt, sie endete also mit einer 0. Das bedeutete gleichzeitig, dass alle Losnummern, die mit einer 0 enden, ebenfalls einen Kleingewinn beanspruchen konnten. War solch ein Los schon bei den Hauptgewinnern, so bekam der Besitzer auch noch den Kleingewinn dazu. Laut Verlosungsplan bestanden die Kleingewinne aus Tee-, Kaffee- oder Mokkatassen, Vasen, Bonbonnieren, Aschenbecher, Schalen etc. Die Gewinne waren gegen Vorlage der Los-Medaille vom Hauptlager in Meißen, an den Wochentagen von 9 – 11 Uhr abzuholen. Ein Versand der Preise war ebenfalls möglich. Auf Wunsch erfolgte die Rückgabe der Los-Medaille nach Entwertung derselben. Entwertet wurde mit einem einmaligen waagerechten Schleifstrich durch die gesamte Losnummer. Gewinne die auch acht Wochen nach Ziehung nicht abgefordert wurden, verfielen zugunsten der Lotterie.

Die ausgelosten Preise waren recht dekorativ und natürlich auch wertvoll. Der Hauptgewinn war zum Beispiel ein Tafelservice für zwölf Personen, mit grünem Drachenmuster, rot und goldschattiert, im Wert von 1174 Goldmark. Der fünfte Hauptpreis war ein Tafelgedeck für sechs Personen mit korallenroter indischer Malerei, dazu Goldpunkte und Goldrand im Wert von 769 Goldmark. Es gab natürlich auch Figuren aus Porzellan zu gewinnen. Die Figur „Bajazzo“ von Prof. Paul Scheurich fiel demnach auf das Los 45532 und die Figur „Mädchen mit Muff“, gewann die Losnummer 22527.

Die 3. Meißner Porzellan-Lotterie konnte schlussendlich als Erfolg bezeichnet werden, denn das Gebäude der Volksbücherei wurde in unmittelbarer Nähe vom Stadtmuseum am Kleinmarkt gebaut. Vom einst geplanten Reingewinn von 90 000 Goldmark hatte die Hochinflation aber nur noch 15 241,15 Reichsmark übrig gelassen. Am 20. Februar 1929 übergab M. A. Pfeiffer der Stadt, die ebenfalls vom Bücher-Verein finanzierte Inneneinrichtung der neuen Bibliothek und hob hervor, dass dieses Werk nur durch die Porzellan-Lotterie möglich geworden war. Zudem stiftete der Verein noch einige kostbare Bücher, wie zum Beispiel die Sophien-Ausgabe von Goethes Werken.

Alle Los-Medaillen, hergestellt in Feinsteinzeug oder auch Biskuitporzellan, aus der Porzellanmanufaktur Meißen, sind wahrhafte Kleinkunstwerke. Sie wurden von Meisterhand von Prof. E. P. Börner geschaffen. Deshalb sind solche Medaillen etwas ganz besonderes und zwar zu Recht. Ich meine, wir sollten derartige Dinge nicht immer nur einseitig, nämlich von der numismatischen Seite her betrachten. Sie haben viel mehr Beachtung verdient. Vor einhundert Jahren, hielten gleich drei Porzellan-Lotterien, die Freunde vom Weißen Golde in Atem, auch wenn dabei nicht jeder einen Hauptpreis gewinnen konnte. Oftmals und meist ganz unbewusst, beschenkte sich der Käufer, beim Erwerb einer Los-Medaille, selbst.

Er bekam damit ja ein streng limitiertes Einzelstück überreicht. Die Los-Nummer, welche ein Manufakturist einst von Hand in jedes einzelne Stück geritzt hatte, machte die Losmedaille gleichzeitig zum Unikat. Jedes Stück gibt es daher tatsächlich nur ein einziges Mal auf der gesamten Welt.

(Wenn Sie lieber Leser noch solch einen kompletten Gewinnvorgang inklusive Preis besitzen, dann können Sie mich gern unter euromuenzen@numiscontrol.info informieren. Ich würde mich sehr darüber freuen.)

Reiner Graff / numiscontrol
Fotos: Angela Graff


Quellenangaben:

Otto Horn: Die Münzen und Medaillen aus der Staatlichen Porzellan-Manufactur zu Meissen, Leipzig, 1924.
Karl Scheuch: Spenden-Medaillen aus Porzellan und Ton, Ober-Eschbach, 1966.
Karl Scheuch: Medaillen aus Porzellan, Ober-Eschbach, 1970.
Caren Marusch-Krohn: Meissener Porzellan 1918-1933 – Die Pfeifferzeit, Leipzig, 1993.
Peter Braun: Böttgersteinzeug® Eine Meissener Faszination, Meissener Manuskripte XX, o. J. Meißen.
Jürgen Schärer: Auf den Punkt gebracht. – Porzellane für Meißen. Max Adolf Pfeiffer zu Ehren. – Meißen, 2000.
Günter Naumann: Stadtlexikon Meißen, Sax-Verlag, Beucha, 2009.
Stadt Meißen Stadtmuseum, Steffen Förster, Beitrag ab S. 108: Manufakturisten als Bürger der Stadt Meißen, Heft 7, 2011.
Sächsische Staatszeitung: Ausgabe 82 vom 6.4.1922, Ausgabe 141 vom 20.6.1923, Ausgabe 219 vom 19.9.1924.

numiscontrol: Schaff er mir Gold, Böttger, Moneytrend-Verlag, Wien, Österreich, 2012.
numiscontrol: Emil Paul Börner (1888-1970) ein besondere Medailleur der Pfeifferzeit, Moneytrend-Verlag, Wien, Österreich, 2018.
Reiner Graff: Mit Meissner Porzellan die Straßenbahn bezahlen, Numispost, Bad Ragaz, Schweiz, 2017.