Städtisches Bestattungswesen Meißen

Krematorium Meißen · Bestattung Meißen · Bestattungsinstitut Meißen

Betriebsgeschichte

Die gesamte Geschichte des Städtischen Bestattungswesens Meißen war über die Jahrzehnte und über Gesellschaften hinweg geprägt von allerlei Widerlichkeiten. Ständig gab es Bestrebungen, die Arbeit zu erschweren oder gar den Fortbestand zu verhindern. Wie weit hätte es das Unternehmen gebracht, wenn die Kraft, die für die ständigen Streitereien aufgewendet wurde, produktiv für die Entwicklung hätte verwendet werden können.

Zu den unvermeidlichen Verdrießlichkeiten zählte auch nachher, sich in die Angelegenheiten der Firma einzumischen. Immer wieder erstaunlich ist, wie Personen, die absolut nichts mit dem Krematorium zu tun haben, den Mitarbeitern erhebliche Zeit stehlen und Dinge veranlassen, die dem Krematorium zum Schaden gereichen. Ebenso wundersam ist das Bestreben bestimmter Ämter und Personen in Entscheidungen reinreden zu wollen, oder gar Entscheidungen für das Krematorium treffen zu wollen, die von Inkompetenz geprägt sind.

Bereits in der Festschrift von 1936 wurde ausgeführt: „Wenn der vorliegende Bericht Anspruch auf Vollständigkeit haben soll, dann dürfte er auch nicht die Widerwärtigkeiten verschweigen, die der Vereinsleitung von einer Handvoll ewig Unzufriedener und Besserwisser und von Personen mit zweifelhafter Moral bereitet worden sind, wobei man vor Lügen und vor Verleumdungen nicht zurückschreckte, um den eigenen persönlichen Interessen zu frönen. Auffällig dabei war, dass man während des Baus, als es um Kopf und Kragen der Vereinsleitung ging, dieser die Mühen und die Verantwortung gern überließ und sich erst besann, als das Werk vollbracht war und sich als gelungen erwies.“


Die erste Einäscherung im Meißner Krematorium

Für Donnerstag, den 10. September 1931, war die technische Prüfung des Einäscherungsofens vorgesehen und dazu die Herren Ingenieur Prüfer von der Firma Topf & Söhne in Erfurt, der Erbauer des Ofens, sowie Stadtingenieur Keßler in Dessau, der Leiter des dortigen Krematoriums, anwesend. Letzterer war in seiner Eigenschaft als Vertrauensmann und technischer Berater des Verbandes der Feuerbestattungsvereine deutscher Sprache von dem Meißner Feuerbestattungsverein hinzugezogen worden. Freilich konnte die große Redehalle zur ersten Einäscherung noch nicht benutzt werden, da diese wegen den zurzeit stattfindenden Malerarbeiten und dazu aufgebauten Gerüsten ungangbar war.

Die Apsis mit der Versenkungsvorrichtung war abgeteilt worden und weihevoll mit Pflanzen dekoriert, so dass dort die gewünschte kirchliche Handlung unbeeinträchtigt vorgenommen werden konnte. Inzwischen war die Aufheizung des Einäscherungsofens mit Gas begonnen worden. Die Messinstrumente, die erst seit einigen Jahren in verschiedenen Krematorien eingeführt sind und selbstschreibend die Steigung der Wärmegrade, des Luftzuges, die Temperatur der Abgase im Fuchs usw. anzeigen, gaben den Verlauf der Aufheizung genau an, die erstmalig natürlich etwas länger dauert, als bei längerer Benutzung. Auch Fachleute der städtischen Gasanstalt waren zur Kontrolle anwesend. Die hiesigen Behörden zeigten ebenfalls ein lebhaftes Interesse für den Verlauf und waren u. a. die Herren Oberbürgermeister Dr. Busch, Stadtrat Göldner, der Bezirksarzt Dr. Krahn, Stadtbaurat Pfitzmann, der Bauleiter Architekt Fehrmann und Baumeister Vogel anwesend. Der Vorstand des Feuerbestattungsvereins war durch den 1. Vorsitzenden Herrn Oberlehrer Gerischer, den Geschäftsführer P. Schröder, den Schriftleiter der „Urne“, sowie mehreren Vorstandsmitgliedern vertreten.

Als nach Erreichung der gewünchten Temperatur das Heizgas abgestellt wurde, glitt in wenigen Sekunden der mit Blumen geschmückte Sarg geräuschlos auf den gleitenden Schienen in den Einäscherungsraum ein. Ein Blick in denselben zeigte, dass keinerlei Flammen vorhanden waren, nur die Glut der feuerfesten Steine des Raumes, der nur einen normalen Sarg aufzunehmen vermag. Aber die wenigen Sekunden genügten, zu zeigen, dass der Sarg selbst sofort durch die Hitze aufflammte. Nachdem die feuerfeste Tür mechanisch wieder herniedergegangen war, äußerte einer der kompetenden Herren, dass es wirklich ein weihevoller Anblick gewesen und von irgendwelchem unangenehmen Empfinden, wie Feuerbestattungsgegner behaupten, nichts zu merken gewesen sei.Von den Sachverständigen wurde dann der Verlauf ordnungsgemäß überwacht und die Wahrnehmungen niedergeschrieben. Ein schriftliches Gutachten des Stadtingenieurs Keßler wird dem Meißner Feuerbestattungsverein nach der Bearbeitung des Materials übergeben. Doch versicherte er, dass er vollauf befriedigt sei und der Einäscherungsofen einwandfrei arbeite. Auch sprach er dem Verein seine Anerkennung aus über die ganze Anlage des Krematoriums und seine erstklassige, tadellose Ausführung. Die oberbehördliche Genehmigung zur Inbetriebnahme des Meißner Krematoriums ist in den letzten Tagen in die Hände des Feuerbestattungsvereins gelangt. Nichts steht mehr im Wege. Nach der vollständigen Fertigstellung kann der regelmäßige Betrieb aufgenommen werden. Aber das Publikum, das für alle Einzelheiten des Krematoriums ein großes Interesse bekundet, muss sich noch gedulden. Es muss immer wieder hervorgehoben werden, dass das Betreten der Baustelle oder gar der inneren Räume verboten ist. Es wird noch an einigen Stellen gearbeitet und der Besuch ist daher gefährlich und wird auch zu leicht Schaden an eben erst Fertiggestelltem verursacht. Der Gang zwischen der Leichenhalle und dem Krematoriumsgebäude darf nicht betreten werden und ist auch später nicht zugängig. Er ist durch Hecken abgesperrt und nur von den dazu Berechtigten zu benutzen.

Text aus Ausgabe 10 (1931)


Zeitschrift „Urne“

Titelblatt „Die Urne - Ausgabe 10 (1931)“

Es war einmal vor vielen, vielen Jahren … die Urväter unseres Krematoriums in Meißen legten 1928 eine Publikation auf, um allen den Gedanken der Feuerbestattung nahezubringen. So entstand die Zeitschrift die „Urne“, die wir so wieder aufleben lassen wollen, nachdem das Erscheinen im 2. Weltkrieg eingestellt wurde. Die äußere Gestaltung der Zeitschrift haben wir so übernommen, wie sie von Prof. Börner aus der Porzellan-Manufaktur entworfen wurde.

Die „Urne“ war früher ein Nachrichtenblatt des Feuerbestattungsvereins Meißen und Umgebung, die einmal im Monat erschien. Ursprünglich als Vereins mit teil ungsblatt angedacht, sollten mit ihr die Bestatter aus der Region immer über wichtige Neuigkeiten und Änderungen informiert werden. Sie diente also als eine Art „Schwarzes Brett“, in dem sich alles befand, was für einen Bestatter von Interesse sein könnte.

Unsere Absicht ist es, Sie über diese Zeitschrift auf unser Krematorium aufmerksam zu machen. Wir bieten allerlei Wissenswertes rund um die Feuerbestattung an und geben Ihnen die Möglichkeit, ein paar Eindrücke vom Krematorium Meißen zu sammeln.

Der Vorstand des Verbandes Deutscher Feuer bestat tungsvereine begründete seine Werbung in den 20er Jahren mit folgenden Sätzen: Wir werben für die Feuerbestattung, weil die Feuerbestattung die unsaubere Fäulnis der Leiche im Erdgrabe durch reinliche Glutvernichtung ersetzt und dadurch die höchsten Anforderungen der Pietät und Ästhetik erfüllt! Weil die Feuerbestattung keinerlei Dogma berührt und mit jeder Religionsübung vereinbar ist. Mit ihr ist eine spätere Leichenschändung durch Öffnen der Gräber unmöglich, und sie ist aus wirtschaftlicher Sicht auch rentabler als eine Erdbestattung. Und das, ohne die Ansprüche der Toten auf ihre letzte Ruhestätte zu schmälern. Der eigentliche Ursprung der Feuerbestattung ist nicht mit Sicherheit festzustellen. Man vermutet aber, dass die Feuerbestattung weit vor Christi Geburt schon stattgefunden haben muss.

Diese Art der Bestattung der Toten ist auch heutzutage noch eine weitverbreitete Form der Beisetzung und keineswegs eine kulturspezifische Erscheinung. Reinigung und Läuterung der Seele durch Feuer ist eine zwingende Vorstellung verschiedener religiöser Kulte.

Ebenfalls überzeugt von den Vorzügen der Feuerbestattung in hygienischer, ästhetischer und volkswirtschaftlicher Sicht und beseelt von dem Willen, dieser urtypischen Sitte durch Aufklärung und Werbung wieder zu ihrem Recht zu verhelfen, ließen 1911 die drei Meißner Stadträte Dr. Goldfriede, Hauptmann Rottka und Drogist Wiedel an alle Anhänger der Feuerbestattung einen Aufruf zum Zusammenschluss ergehen. Überzeugt von der Idee, wurde am 23.10.1911 der „Verein für Feuerbestattung zu Meißen“ e.V. gegründet.

Der Verein Meißen und Umgegend war Anfang des 20. Jahrhunderts ein rein örtliches und selbstständiges Un ternehmen unter Staatsaufsicht, deren Einberufer sich zu drei wesent lichen Zielen bekannten. Unter anderem wollten sie die Feuerbestattung wieder in breiten Kreisen der Be völkerung verankern und den Bau eines Krematoriums in Meißen anstreben. Im Laufe der nächsten 25 Jahre stieg die Anzahl der einst 80 Anhänger auf über 4.000 Vereins - mitglieder.

1912 trat man erstmals an den Stadtrat von Meißen heran, um Vorschläge für den Bau eines Krematoriums sowie ei nes Urnenhains zu beratschlagen. 1914 lagen bereits erste Bauentwürfe vor. Nach unzähligen Tief schlägen, die den Fortbestand des Vereines gefährdeten, beeinträchtigt durch historische Einflüsse, wie die massiven Auswirkungen des 1. Weltkrieges, sowie langwierigen Verhandlungen mit Behörden, erfolgte am 1. November 1930 die feierliche Grund steinlegung zum Bau des Krematoriums. Obwohl unterschiedlichste Schwierigkeiten seitens des Beamtenund Verwaltungsapparates mit seinem Hang zum starren Formalismus den Bau ständig unterbrachen, zog sich das gesamte Bauvorhaben lediglich über einen Zeitraum von nur einem Jahr hin. Am 2. Oktober 1931 wurde das Krematorium dann erstmals geöffnet. Dieser Tag stellte auch gleichzeitig die Inbetriebnahme durch eine Probe einäscherung dar.

Kurz darauf erfolgte dann die Einweihung des Krematoriums am 8. Oktober 1931. Es besaß zu diesem Zeitpunkt bereits einen Ofen. Der zweite wurde, hinsichtlich des nicht abwendbaren 2. Weltkrieges, erst 1938 gebaut, um die Bestattungskapazitäten weiter auszubauen.


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