Städtisches Bestattungswesen Meißen

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Pfennigabsätze, fremde Münzen, Münzstiefel und eine Schusterkugel

Manchmal frage ich mich heute was es wohl gewesen sein könnte, warum mich das Geschäft unseres heimischen Schustermeisters immer so magisch angezogen hatte. War es die kleine Blecheisenbahn, die sich in der Vorweihnachtszeit, im Schaufenster zwischen den ausgestellten Schuhen und Stiefeln, auf alten Gleisen, ihren Weg zum Bahnhof suchte oder war es der Laden im Allgemeinen? Waren es die vielen fremden ausländischen Münzen, welche der alte Herr Ader so liebte und mir gern zeigte? Ich kann es heute nicht mehr mit Sicherheit sagen, auf alle Fälle war diese Bekanntschaft ein bedeutender Meilenstein auf meinem Weg zur Numismatik. Unser Schuster und Schuhmachermeister Ader hatte seinen kleinen Laden wenige Schritte von unserem Hause und unweit der berühmten Meissner Porzellanmanufaktur entfernt. Der alte Mann führte sein Geschäft meist allein, stellte aber schon lange nicht mehr selbst Schuhe her. Er beschränkte sich eher auf die Reparatur, flickte kaputtes Schuhwerk und gab Damenschuhen einen neuen Absatz. Der Laden war geprägt von einem riesigen Tresen mit einer uralten Kasse, die eine große Kurbel hatte und laut klingelte, wenn sich nach dem Drehen der Kurbel die Geldschublade öffnete. Hinter dem Tresen gab es nur noch Regale in denen die vielen Paar Schuhe standen, welche auf Reparatur oder auf die Abholung durch die Kunden warteten. Manchmal frage ich mich heute was es wohl gewesen sein könnte, warum mich das Geschäft unseres heimischen Schustermeisters immer so magisch angezogen hatte. War es die kleine Blecheisenbahn, die sich in der Vorweihnachtszeit, im Schaufenster zwischen den ausgestellten Schuhen und Stiefeln, auf alten Gleisen, ihren Weg zum Bahnhof suchte oder war es der Laden im Allgemeinen? Waren es die vielen fremden ausländischen Münzen, welche der alte Herr Ader so liebte und mir gern zeigte? Ich kann es heute nicht mehr mit Sicherheit sagen, auf alle Fälle war diese Bekanntschaft ein bedeutender Meilenstein auf meinem Weg zur Numismatik. Unser Schuster und Schuhmachermeister Ader hatte seinen kleinen Laden wenige Schritte von unserem Hause und unweit der berühmten Meissner Porzellanmanufaktur entfernt. Der alte Mann führte sein Geschäft meist allein, stellte aber schon lange nicht mehr selbst Schuhe her. Er beschränkte sich eher auf die Reparatur, flickte kaputtes Schuhwerk und gab Damenschuhen einen neuen Absatz. Der Laden war geprägt von einem riesigen Tresen mit einer uralten Kasse, die eine große Kurbel hatte und laut klingelte, wenn sich nach dem Drehen der Kurbel die Geldschublade öffnete. Hinter dem Tresen gab es nur noch Regale in denen die vielen Paar Schuhe standen, welche auf Reparatur oder auf die Abholung durch die Kunden warteten. Ich war damals gerade 8 Jahre alt, als er mir auch seine Pfennigsammlung zeigte. Begonnen hatte er im Kaiserreich zu sammeln, so waren dann außer den Pfennigen auch noch einige 2-Mark-Silberstücke aus Sachsen dabei. Doch überwiegend waren Pfennige im Album. Hier lernte ich damals auf die verschiedenen Jahreszahlen und Prägestättenbuchstaben zu achten. Nicht auf die Masse, sondern auf die tadellose Erhaltung kommt es an, sagte er mir oft. Einmal brachte ich den Schustermeister zum Lachen, als ich ihn fragte, ob man denn wirklich Pfennige für die Absätze mancher Schuhe brauchte? Meine Mutter sprach und oft konnte ich es auch im Schusterladen hören, von Pfennigabsätzen, die erneuert werden sollten. Zum richtigen Pfennigabsatz gehörte damals für mich eben auch ein echter Pfennig dazu! Doch so war es nicht bei den Pumps der Frauen, nur der spitze Absatz an den Stöckelschuhen, hatte die Größe eines Pfennigs und gab den Namen. Oft holte der Meister seine Schusterkugel aus dem Regal und stellte sie vor eine Kerze und sofort war der ganze Laden in ein mystisches Licht getaucht. Das Licht der Kugel war warm und so intensiv, dass man alle Details einer Münze erkennen konnte. Wenn ich großes Glück hatte, durfte ich um die Ecke im Tabackgeschäft dem Meister zwei oder drei Zigarren besorgen. Das war eigentlich schon damals verboten, aber in einer Kleinstadt kannte man sich und immer erhielt ich dort von der freundlichen Frau im Laden, die gewünschten Zigarren. Wenn ich dann zurückkam, hob der Schuster den schwarzen Stiefel mit einem ächzen vom Regal und ich durfte mir einige Münzen als Wegelohn aussuchen. So hatte ich schon mit 8 Jahren eine kleine Sammlung von internationalen Münzen, die mir der Meister an meinem Geburtstag und an Weihnachten mit seinen numismatischen Gaben erweiterte. Ich war besonders Stolz auf meine Schweizer Rappen, auf den Penny aus England, oder den Groschen aus Österreich. Tschechische Kronen, Ungarische Fillér, Kopeken und sogar ein echter „Dime“ aus Amerika. Das 10-Franken-Stück aus dem Saarland besitze ich immer noch, wie auch noch andere Stücke aus der damaligen Sammlung. Der Schustermeister und ich, hatten eine richtige Freundschaft geschlossen, die mir das erste Wissen im Fach Numismatik brachte. Wie oft bin ich auf dem Wege von der Schule beim Schusterladen eingekehrt und lauschte den Geschichten, die der Meister über die Münzen aus seiner Sammlung wusste.

An einem grauen Herbsttag stand ich dann reglos vor den schweren heruntergelassenen Rollläden des Geschäftes. Warum war das Geschäft geschlossen? Von einer Nachbarin erfuhr ich, dass der alte Mann auf den Treppen zum Geschäft ausgerutscht und gestürzt war. Dann hatte man ihn in das Krankenhaus gebracht. Nun stand ich hier allein und gerade heute hatte ich eine 50-Pfennig-Münze aus dem „Westen“ (BRD) gegen eine stattliche Anzahl von Kaugummi-Bildern in einer Schulpause getauscht. Diese wollte ich unbedingt meinem numismatischen Freund zeigen und eventuell seiner Geschichte dazu lauschen. An diesem Tage ging ich sehr traurig Nachhause und hoffte auf seine baldige Rückkehr. Jeden Tag lief ich morgens und mittags am Schustergeschäft vorbei oder stand vor dem geschlossenen Laden. Mein Schustermeister aber sollte nie mehr zurückkommen. Er war im Krankenhaus verstorben und eines Tages stand ein großer LKW vor dem Laden und hatte die Regale und den Tresen schon aufgeladen. Schnell rannte ich in den Laden der noch so schön nach Leder, Leim und auch etwas nach Zigarrenqualm roch. Ich suchte den großen schwarzen Stiefel mit den Münzen, doch konnte ich ihn nicht mehr finden, eine Frau fegte gerade den letzten Staub zusammen. So traurig die Geschichte auch ist, so ist nun einmal unser Leben eingerichtet. Der gute alte Schustermeister war zwar gestorben, doch lebt er bis heute in meinen Gedanken, in den von ihm geschenkten Münzen, in seinen Geschichten, die er beim Schein der Schusterkugel über die Geldstücke erzählen konnte, bis heute weiter. Er sitzt in meinen Gedanken noch heute oft mit mir am Tisch und sortiert alte Pfennige. Dazu taucht dann auch noch die gute alte Schusterkugel alles in ein besonderes Licht. Und wenn ich ein altes Stück finde, welches mich an die Zeit im Schusterladen erinnert, dann höre ich auch wieder seinen Geschichten zu, die er damals über die verschiedensten Geldstücke der Welt erzählte, als ich noch ein kleiner Junge war.

Reiner Graff

P. S. Die Schusterkugel (auch Schusterlampe) ist ein mit Wasser gefüllter farbloser Glas-Kolben in Kugelform, der von Handwerkern insbesondere vor der Einführung elektrischer Lichtquellen benutzt wurde, um diffuses Licht der Sonne, einer Gas- oder Öllampe wie mit einer Sammellinse zu fokussieren und so den Arbeitsplatz besser auszuleuchten. Auf diese Weise konnten auch die lichtschwachen Stunden des Tages während der Dämmerung zur Arbeit genutzt werden. Neben dem Fokussieren war das Filtern der Wärmestrahlung der Lichtquelle ein erwünschter Effekt der Schusterkugel. So konnte man mit temperaturempfindlichen Materialien nah an einer starken Lichtquelle arbeiten.
(Quelle Wikipedia)

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